Monday, March 29, 2010

Wie kann man den Zustand eines Motorgehäuses vor der Motorrevision abschätzen ohne den Motor komplett zu zerlegen?

Ein 240 km/h Tacho, nicht schlecht Herr Specht..


Leider lohnt sich die Revision eines gebrauchten Motorgehäuses oft nicht, da es glücklicherweise immer noch neue Gehäuse zu kaufen gibt. Die Preise solcher Gehäuse lassen eine maschinelle Bearbeitung in der Schweiz oft nicht zu, ausser man hat die geeignete Werkzeugmaschine zur Hand und kann die Arbeiten selbst erledigen. Die Wiederverwendung eines gebrauchten Gehäuses ist also nur dann sinnvoll wenn die Lagergasse und die Passstifte nicht komplett ausgeleiert sind und/oder die Stösselbohrungen noch in Ordnung sind. Gerade wenn das Gehäuse dann auch noch für einen Leistungsgesteigerten Motor her halten muss ist es wichtig zu wissen wie gut die Grundsubstanz ist.

Wie kann man also die Spreu vom Weizen trennen ohne dass man nun Motor um Motor zerlegt und aufwendig vermisst?

Eine gute Möglichkeit bietet sich an, wenn der Motor noch im Spenderfahrzeug eingebaut ist. Man startet den Motor und lässt ihn kurz laufen bis er den vollen Öldruck aufgebaut hat. Dann stellt man den Motor ab und die Zündung gleich wieder ein. Nun beobachtet man das Öldruckwarnlicht und schaut wie lange es geht bis es anfängt zu leuchten. Wenn es 4-5 Sekunden dauert bis es aufleuchtet dann sind die Lagergasse und die Stösselbohrungen mit grösster Wahrscheinlichkeit brauchbar. Wenn das Warnlicht sofort wieder aufleuchtet, dann am besten Finger weg! Das bedeutet meistens dass die Lagergasse überarbeitet werden muss und dass die Stösselbohrungen eventuell gebüchst werden müssen.
Der grosse Vorteil dieses Tests ist, er gibt ungeachtet grosser Ölpumpen und verstärkter Öldruckfedern über den Zustand des Kurbelgehäuses Aufschluss.

Ein weiteres Indiz ist das Axialspiel der Kurbelwelle. Dabei fasst man die untere Riemenscheibe (am stehenden Motor natürlich) mit beiden Händen und stosst und zieht daran.
Es sollte wenig bis kein Spiel spürbar sein. Das Axialspiel sollte in der Regel 0.07 – 0.15 mm betragen, wobei das Spiel meiner Meinung nach nicht unter 0.1 mm sein soll.
Es ist nicht ungewöhnlich alte Motoren mit grossem Axialspiel (1mm und mehr) zu finden. Hier muss die Lagergasse und auch das Bundmass angepasst werden. Auch hier am besten die Finger weglassen. Oft sind dann auch die Lagerpassstifte ausgeleiert. Ohne geeignete Werkzeugmaschine und Werkzeug ist das ein unmögliches Unterfangen.

Noch ein kleiner Tipp: Wenn man beim laufenden Motor den Ölpeilstab entfernt, etwas Gas gibt und dann Öl aus dem Peilstabloch steigt sind wahrscheinlich die Kolbenringe hinüber. (Dieser Test ist nur aussagekräftig wenn die Kurbelgehäuseentlüftung richtig funktioniert. Motoren mit grösseren Kolben müssen zusätzlich be/entlüftet sein.)

Wie die Zylinderköpfe und Kolbenringe geprüft werden, wie aussagekräftig ein Kompressionstest ist und wie ein „Leak Down Test“ gemacht wird werde ich in einem späteren Blogeintrag erörtern.

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